Geburt als Tür

Motivation für eine spirituelle Suche

In der Gemeindearbeit fiel mir auf, viele der Eltern, die ihr Kind zur Taufe brachten, waren durch Erfahrungen der Schwangerschaft und der Geburt für spirituelle Fragen offen. D.h. die Gespräche mit diesen Personen waren angeregt und in positiver Atmosphäre.

Für die Eltern war es oft nach längerer Zeit wieder ein Kontakt mit Fragen des Glaubens, mit anderen Eltern, die - wie sie selbst - etwas von der Kirche wollten und mit ihrem eigenen Glauben.

Solche Gespräche sind in unserer aktuellen Gesellschaft nicht an der Tagesordnung und wenn sie mit einer gewissen Leichtigkeit geführt werden, gibt es oft gute Resonanz, bedankten sich die Teilnehmenden nach den jeweiligen Abenden bei den Begleitern.

Ausrichtung der Begleitung

Auf diesem Hintergrund war die Begleitung / Vorbereitung der Eltern für die Taufe eher niederschwellig, um den Kontakt zur Kirche am Ort besser zu bahnen.

Einem Konzept der Diözese folgend, waren die Eltern für einen Taufsonntag an 2 Abenden eingeladen über ihre Erfahrungen im Umfeld des Taufwunsches zu sprechen und sich auf die Tauffeier einzustimmen.

Dazu gab es eine sinnenorientierte Meditation der Taufsymbole und 2 ,,Challenges’’, Aufgaben für die Eltern.

  • einmal mussten Sie sich für Beiträge zum Taufgottesdienst entscheiden
  • dann bekamen sie ein Puzzleteil aus Holz, mit dem ausgedrückt wurde, dass in der Taufe ein neuer Stein in den geistlichen Tempel Gottes eingefügt wird, der auch der Gemeinde ermöglicht, sich bewusster an die Taufen der letzten Zeit zu erinnern.

Beobachtungen zu diesem Zugang

Leider haben es die meisten Eltern nicht geschafft, ihren Wunsch, dass ihr Kind zur Gemeinschaft der Glaubenden gehören sollte, konkreter zu stützen.

D.h. es zeigt sich stärker die Erwartung, dass die Gemeinschaft etwas für sie tun soll, und weniger die Bereitschaft, etwas für die Gemeinschaft zu tun.

Eine Tendenz, die dazu führt, dass es relativ wenig Kontaktpunkte der Kinder / Familien mit der Glaubensgemeinschaft am Ort gibt, also mit anderen Familien und weiteren Personen.

Initiativen, die sich oft schon vor Jahren für solche Kontaktpunkte gebildet haben, finden gerade eher schwer Personen, die den ,,Staffelstab’’ aufnehmen, als Trägerkreis so etwas wie Kristallisationspunkte für Gemeinschaft zu ermöglichen.

Grundlegende Frage

Während eines Taufgottesdienstes erklären sich die Eltern bereit, ihr Kind im Glauben zu erziehen. Es soll Gott und den Nächsten lieben lernen, wie Christus es uns vorgelebt hat. Die Paten versprechen dann, die Eltern dabei zu unterstützen. Gleichzeitig ist die Erziehungsaufgabe für die Eltern oft diffus. Das kommt einige Jahre später, im Umfeld der Begleitung bei der Kommunionvorbereitung, in den Blick. In der Begleitung der Eltern bei diesem Meilensteim der Glaubenserziehung wird die Vorbildrolle, die sie für ihre Kinder haben, fraglos akzeptiert.

Erziehungsthemen betreffen ja nicht nur den Glauben - auch in anderen Bereichen stellen sich ähnliche Fragen - die Lösungen unserer Gesellschaft, Kinder schon früh in die Kindertagesstätte zu bringen macht deutlich, wir entlasten die Eltern da bereitwillig und merken vielleicht erst später, dass wir so das ganze System auch schwächen - wenn der Gedanke der Organsisationsentwicklung im Umfeld der Lernenden Organisation stimmt, dass wenn man die Last von einem Glied eines Systems wegnimmt,
die dieses Glied tragen muss, entsteht oft eine Abhängigkeit dieses Gliedes von dieser Unterstützung, d.h. das Ganze wird nicht kräftiger, lebensfähiger sondern eher geschwächt, in Abhängigkeiten verstrickt.

Die Frage lautet vermutlich:
Wie geht Beten- und Glauben-Lernen mit und in den Familien?
und kann zu innovativen Ansätzen führen - Stichwort: Kirche-Kunterbunt - Messy Church. Flächendeckend wird es leider noch nicht stärker verfolgt.
Oft gilt es noch, wie können unterschiedliche Meilensteine abgehakt werden - d.h. so ein Meilenstein des Glaubensweges, ob Taufe, Komunion, oder … ist wie eine Dienstleistung der Kirche, die in Anspruch genommen wird, statt darin einen Schritt zu sehen, selber mehr Teil von Kirche zu werden.

Dass Wünsche an Glaubenspraxis für die Kinder und die persönliche Praxis als Familie auseinander driften ist schwer zu anzusprechen im Erstkontakt mit den Eltern. Im Grunde bedeutet diese Wahrnehmung, an der eigenen Praxis (sowohl von der Glaubensgemeinschaft, wie auch von der Familie) etwas zu verändern, und damit für das Leben von Glaube und Glaubensgemeinschaft neue Formen zu finden. Dies ist zusätzlich zu den Veränderungen, die die entstehende Familie mit sich bringt, und wird von der Eltern, den Erwachsenen als Forderung / ungewohnter Anspruch wahrgenommen.